Mittwoch, 10. Juli 2013

Rezension: Der 99-Tage-Kaiser: Friedrich III. von Preußen - Prinz, Monarch, Mythos von Frank Lorenz Müller


Der Deutsche Kaiser Friedrich III. starb am 15. Juni 1888, um seinen 125. Todestag und seinem Leben zu gedenken, erscheint nun diese Biographie des Autoren Frank Lorenz Müller.

Das Buch beginnt mit einer Einleitung zu Prinz Friedrich Wilhelm von Preußen (später Friedrich III.) und seiner Zeit. Im ersten Kapitel geht es um die drei wichtigsten Personen in Friedrich Wilhelms Leben: seinen Vater Wilhelm I. König von Preußen und Deutscher Kaiser, seine Ehefrau Prinzessin Victoria von Großbritannien und Otto von Bismarck. Nach dem Tode des Königs Friedrich Wilhelm IV. rückt Prinz Friedrich Wilhelm zur Kronprinzen von Preußen auf, sein Vater wird der neue König. Unterstützt wird er nur von seiner Frau Victoria, mit der er zwar eine glückliche Ehe führt, die Friedrich Wilhelm aber durch ihre zur Schau gestellte Überlegenheit und ihre pro-britische Einstellung immens schadet. Das Paar wird Eltern von acht Kindern, von denen zwei früh sterben.

Im zweiten Teil der Liberalismus und Kaisertum heißt, wird die angeblich liberale Einstellung Friedrich Wilhelms unter die Lupe genommen. Seine Freundschaft und Bekanntschaften mit liberalen Politikern und deren Parteien wird untersucht. Obwohl er für Pressefreiheit und gegen die autoritäre Regierung seines Vaters und dessen Kanzlers war, ist es doch sehr fraglich, ob Friedrich Wilhelm wirklich Änderungen bei einer längeren Regentschaft vorgenommen hätte.

Weiter geht es mit mit der Beliebtheit des Kronprinzen Friedrich Wilhelm, welche vor allem durch sein Aussehen, seine Liebenswürdigkeit und auch seine Militärischen Erfolge in den Deutschen Einigungskriegen, die dem Hause Hohenzollern die Kaiserwürde brachten. Selbst in den südlichen Ländern des Deutschen Reiches, besonders in Bayern, erlangte er beim Volk hohes Ansehen.

Der Kronprinz war der Liebling der Nation. Landauf, landab nur "unser Fritz" genannt, genoss Friedrich Wilhelm eine enorme Popularität und sonnte sich im Mittelpunkt des öffentlichen Interesses. Der 99-Tage-Kaiser, Seite 145

Die Politik der Thronfolge: Nach dem 90. Geburtstag von Kaiser Wilhelm I., rechnet jeder mit der täglichen Thronfolge des Kronprinzen. Friedrich Wilhelm hat schon alles für eine mögliche Thronbesteigung vorbereitet. Auch Bismarck setzt auf den zukünftigen Kaiser und stellt seine persönlichen Angriffe ein. Doch nach Wochenlangen Beschwerden und Heiserkeit wird bei Friedrich Wilhelm ein Geschwulst im Hals festgestellt...

Im fünften Kapitel "Krankheit und Herrschaft" wird der letzte Lebensabschnitt Friedrich Wilhelms beschrieben. Nach einem unwürdigen Streit deutscher Ärzte mit einem Englischen Spezialisten ob der Kronprinz Krebs hat oder nicht, wird schließlich Kehlkopfkrebs diagnostiziert.
Anfang 1888 stirbt Wilhelm I. und sein todkranker Sohn folgt ihn als Friedrich III. Deutscher Kaiser und König von Preußen auf den Thron nach. Zu diesem Zeitpunkt kann der neue Kaiser sich nur noch durch Zettel verständigen, sprechen kann er nicht mehr. Nach nur 99 Tagen als Kaiser stirbt Friedrich III., sein ältester Sohn Wilhelm wird sein Nachfolger. Somit hatte das Deutsche Reich in einem Jahr drei Kaiser und drei Generationen auf dem Thron.

Der letzte Abschnitt ist dem Kampf um das andenken des Verstorbenen gewidmet. Der neue Kaiser Wilhelm II. hatte zu seinen Eltern ein sehr schlechtes Verhältnis, er tut nach dem Tod seines Vaters alles, um diesen zurückzusetzen. Trotzdem schafft es die Witwe Victoria - sie nennt sich nun Kaiserin Friedrich - das Andenken an ihren Gatten wach zu halten. Es erscheinen viele Nachrufe und auch Literatur über den verstorbenen Kaiser. Auch an seinen Todestagen wird Friedrich III. gedacht. Erst nach den beiden Weltkriegen geriet Kaiser Friedrich III. langsam in Vergessenheit.

Das Ende des Buches bildet die Schlussbetrachtung und ein 90-seitiger Anhang, der Anmerkungen, Quellenangaben, Literaturnachweise, Dank, ein Register und Bildnachweise umfasst. Zwischen und neben den Texten sind 24 schwarz-weiße Abbildungen abgedruckt.
Ein Stammbaum des Hauses Hohenzollern, vom Großen Kurfürsten bis zu den Kindern von Kaiser Friedrich III., ist auch zu finden.



Meine Meinung:
 
Ich fand das Buch sehr informativ.
Es werden die Stärken und Schwächen von Friedrich III. beleuchtet.
Auch über die Eltern, die glückliche Ehe mit Victoria und
die Kinder Friedrichs erfährt man viel, besonders über Wilhelm II.
Das Verhältnis zu Bismarck und zur Politik wird ausführlich geschildert.
Der Kaiser kommt durch sein Tagebuch auch selbst zu Wort,
ebenso seine Zeitgenossen und auch die damalige Presse.
Die vielen Bilder und der Stammbaum gefallen mir auch sehr gut.
Zu kritisieren habe ich nichts.
Der Autor hat mit seinem Werk eine leicht zu lesende Biographie
über eine der tragischsten Figuren des Deutschen Reiches vorgelegt.
Der 99-Tage-Kaiser ist wärmstens zu empfehlen.
 
 
 
Erhältlich bei: Siedler Verlag oder im Buchhandel




Buch-Information
Verlag: Siedler (9. April 2013), Gebundenes Buch mit Schutzumschlag, 464 Seiten
ISBN: 978-3-8275-0017-5, Sprache: Deutsch, Format: 13,5 x 21,5 cm
Preis: 24,99 €

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